von Felix Menzel vom 9. April 2021.
Farage, Wilders, Orban, Le Pen, Strache, Salvini, Klaus. Diese europäischen Politiker portraitiert der AfD-Bundestagsabgeordnete Petr Bystron in seinem unlängst erschienenen Buch mit dem einprägsamen Titel Make Europe Great Again. Einer ragt dabei heraus: Ungarns langjähriger Ministerpräsident Viktor Orban.
Bystron zeichnet nach, wie aus dem jungen 89er innerhalb weniger Jahre ein Staatsmann reifte, der nach einigen Rückschlägen erkannte, wie wichtig die Bildung von Bürgerkreisen ist und welche Bedeutung der Kampf gegen den „Deep State“ einnehmen sollte.
Wenn es tatsächlich einen Hoffnungsträger für eine „europäische Renaissance“ geben sollte, so ist das Orban. Erst vor wenigen Tagen traf er sich mit Salvini und Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki in Budapest, um „eine alternative Vision zu einer bürokratischen und bürgerfernen Europäischen Union“ zu entwickeln.
Was ihm dabei vorschwebt, legte er bereits 2018 in einer Rede zum „Aufbau Mitteleuropas“ dar, die in Bystrons Buch dokumentiert ist. In Kurzform: Verteidigung der christlichen Kultur, Schutz des traditionellen Familienmodells, ein „Leben jenseits des Globalismus“, nationale Selbstbehauptung der Politik und Wirtschaft sowie ein entschiedenes Nein zu Multikulti.
Daß dies keine inhaltsleeren Floskeln sind, bewies Orban in der Asylkrise 2015. Während deutsche CSU-Löwen wie Horst Seehofer zwar ständig laut brüllten, sich aber im entscheidenden Moment wegduckten, zeigte Orban, wie zügig man auch zwischen europäischen Nachbarn einen Grenzzaun zum Schutz vor der Masseneinwanderung bauen kann, wenn nur der Wille dazu besteht.
Dafür bekommt er jetzt den ganzen Haß des linken Establishments zu spüren. In diesem Sog titelte selbst die FAZ: „Mit Viktor Orban in die Diktatur.“ Vorgeworfen wurde ihm, Corona zu nutzen, um mit Notverordnungen am Parlament vorbei zu regieren. Zum Glück hat in Deutschland niemand die Absicht, einen derartigen Kurs einzuschlagen. Das ist nur ein Hirngespinst von Alexander Gauland.
Doch im Ernst: Folgt man dem Herausgeber der Budapester Zeitung, Jan Mainka, dann sind Grundrechte in Ungarn weit weniger gefährdet als in Deutschland. Denn es gab unter Orban seit 2010 ganz genau null Personen, die aus politischen Gründen ins Krankenhaus geprügelt wurden. Es gab null aus politischen Motiven angezündete Autos, null Anschläge auf Zeitungsredaktionen und null Angriffe auf Parteibüros. Allein die Stadt Leipzig mit ihrem alltäglich gewordenen Antifa-Terror liegt folglich in der Einschüchterung Andersdenkender weit vor Ungarn. Ebenso fallen Mainka in seiner neuen Heimat keine Fälle von Internetzensur mit Hilfe dehnbarer Gummiparagraphen über „Haß-Kriminalität“ ein, während davon in Deutschland mittlerweile selbst renommierte Ökonomen mit CDU-Parteibuch betroffen sind.
Die mitteleuropäische Alternative, die auch unsere Autoren David Engels und Harald Weyel präferieren, steht damit eher auf der Seite der Freiheit als der mit Cancel Culture infiltrierte Westen.
(Bild: Viktor Orban, European Parliament, CC BY-NC-ND 2.0)
Make Europe Great Again
Die neurechte Politikergeneration
Sie haben einen Appeal wie Pacino in Scarface, wie Brando im Paten: Sie erregen ebenso viel öffentlichen Anstoß wie tiefe Faszination und stillschweigenden Zuspruch. Anders als die Einheitsfront von 99,5 % aller sonstiger EU-Politiker löcken sie gegen den Stachel bei zentralen Themen, über die man medial besser „nicht spricht“ oder wenn, dann nur vorgestanzt und eingleisig: Migration, Euro, Umverteilung, Auflösung der Nationalstaaten. Sie sind die großen Widersprecher, die Antagonisten der Konsensokratie und damit letztlich – die einzigen interessanten Politiker des Kontinents.
Zum ersten Mal gibt es nun ein Buch über sie alle, geschrieben von einem, der selbst zu ihrer Familie der wertebewahrenden Avant-Garde gehört. Der Politologe und Bundestagsabgeordnete Petr Bystron beleuchtet die politischen Biographien von Nigel Farage, Geert Wilders, Viktor Orbán, Marine Le Pen, Matteo Salvini, Václav Klaus und anderen. Auch erkundet er die speziellen lokalen Bedingungen für ihren Erfolg in den jeweiligen Herkunftsländern. Ihm gelingt dabei das Gesamtportrait einer aufmüpfigen, selbstverantworteten Politiker-Generation, die später einmal als der „Punk“ ihrer Zeit gelten mag.