Wie gelingt die „Lebenswende“?

von Felix Menzel vom 19. November 2020.

Wenn in der Politik von der „Energiewende“, der „Verkehrswende“ oder der „Agrarwende“ die Rede ist, steht das synonym für planwirtschaftlichen Eifer, der mit Verordnungen, Verboten und kühnen Wetten auf die Zukunft hantiert.

Dieses Programm hat bereits in den ersten Jahren einen Billionenbetrag verschlungen, obwohl die Resultate dürftig sind: Das Elektroauto ist weit davon entfernt, sich für einen Familienurlaub an der Ostsee, geschweige denn am Mittelmeer zu eignen. Windräder mögen zwar bald flächendeckend 200 Meter hoch sein. Ihre Leistungsfähigkeit reicht jedoch selbst dann nicht dazu aus, mehr als Flatterstrom zu liefern. Der Umsatzanteil von Bio-Lebensmitteln im Handel stagniert derweil bei um die fünf Prozent. Auch hier wäre es also vermessen, von einer Erfolgsgeschichte zu sprechen.

Das Grundproblem an all den ausgerufenen Wenden wird damit offensichtlich: Lediglich grün lackierte Politik suggeriert den Menschen, das „Leben als Konsum“ könne ungestört weitergehen, weil es inzwischen bessere Technologien gebe, um Kollateralschäden einzudämmen. Mit dieser Annahme wird der Konsumismus „als das ursprüngliche Menschenrecht“ und „etwas Naturgegebenes“ (Zygmunt Bauman) gesetzt.

Dies mit Rilkes „Du mußt dein Leben ändern!“ kategorisch in Frage zu stellen, ist der entscheidende Schritt von der grünen Bigotterie hin zu echter Nachhaltigkeit. Denn: „Der Verzicht nimmt nicht. Der Verzicht gibt. Er gibt die unerschöpfliche Kraft des Einfachen.“ (Martin Heidegger, Der Feldweg) Dahinter steht nicht etwa eine asketische Ethik, die freiwilligen Verzicht in Zeiten des Überangebots predigt und damit auf der Stufe einer Aussteigeroption verbleibt.

Vielmehr beginnt hier das, was Michael Beleites „Lebenswende“ nennt: Einpassung in die Natur, kooperatives Verhalten, Wertschätzung und Achtung eigener sowie fremder Lebensräume bzw. pathetischer ausgedrückt: Heimat finden und Heimat lassen. Denn nur dann nimmt die Artenvielfalt bei Pflanzen, Tieren und Menschen zu, während sie verschwindet, wenn Lebensräume beeinträchtigt werden und eine Standardisierung auf ihre primäre Arbeitsfunktion stattfindet.

Beleites wagt es in diesem Zusammenhang auch, das schwierige Thema des Ethnopluralismus zu streifen. Eine reduktionistisch-biologistische Verkürzung des Menschen einzig und allein auf seine Hautfarbe sei in der Tat „rassistisch“. Gleiches gilt für Postulate der Höher- oder Minderwertigkeit. Die „biologische Tatsache der geographischen Rassenvielfalt“ sollte dennoch als „kostbares Naturerbe der Menschheit“ betrachtet werden.

Denn: „Eine ökologische Integration des Menschen kann es nur dort geben, wo die genetische Konstitution der regionalen Formen mit der Natur der geographischen Region, in der sie leben, zusammenpasst“, unterstreicht Beleites. Das globalistische Projekt der „Massenverfrachtung von nicht benachbarten Rassen aus entfernten Kontinenten“ laufe daher auf „umgekehrten Rassismus“ hinaus.

Die Vorteile der Vielfalt werden bei diesem Weltbild geleugnet. Vielmehr wird wahrheitswidrig unterstellt, der globale Einheitsmensch sei überlegen, obwohl Einfalt in der Natur zu Degeneration führt und die wünschenswerte Kooperation der Vielfältigen mit ihren je eigenen Vorzügen unmöglich wird.

Man kann dieser These übrigens auch dann zustimmen, wenn man einzelne Aspekte der „organismischen Biologie“, wie sie Beleites vorstellt, hinterfragen möchte, weil sie mit vielen konservativen Vorstellungen kollidieren. Es bleibt z.B. zu diskutieren, inwiefern der Mensch eben doch ein Sonderfall der Natur ist. Arnold Gehlens Theorie vom „Mängelwesen“, das sich Institutionen bauen mußte, sollte hier ebenso einbezogen werden wie Carl Schmitts Beharren auf Freund-Feind-Konstellationen in der Politik.

Eröffnen wir diese dialektische Diskussion auf einer Meta-Ebene, besteht die große Chance auf eine ganzheitliche Synthese und Beantwortung der Frage, wie das „harmonische Eingegliedertsein in die natürlichen Umweltverhältnisse“ (Beleites) unter modernen Bedingungen gelingen kann.

Michael Beleites: Lebenswende

Lebenskraft können wir nicht machen, sondern nur empfangen. Dafür brauchen wir Lebensbedingungen, die zur Natur hin offen sind. Michael Beleites verknüpft sein Umweltresonanz-Konzept mit Erkenntnissen der Thermodynamik: Strukturverlust vermindert Resonanzfähigkeit und eine eingeschränkte Resonanzfähigkeit verwandelt offene Systeme in abgeschlossene Systeme – die ihrerseits strukturauflösend wirken. Wollen wir den entropischen Auflösungserscheinungen in Natur und Gesellschaft entgehen, müssen wir das Prinzip erfassen, das der Degeneration entgegengesetzt ist und Heilung bringt: Die Regeneration. 

Ein Gedanke zu “Wie gelingt die „Lebenswende“?

  1. Die „Wende“ kommt bestimmt im Leben, wenn´s einen Zwingherren und Zuchtmeister gibt, der dich zum rechten Leben anficht. Alles andere, lieber Herr Menzel, ist das Geschwafel eines dreiviertelgebildeten Zeitungsfritzen, der am besten selbst unter der Knute eines Zwingherren und Zuchtmeisters stünde.

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