Rückblick auf die Natur mit Michael Moore.

von Felix Menzel vom 29. April 2020.

Um es ausnahmsweise einmal ganz kurz zu fassen: Schauen Sie sich bitte den Dokumentarfilm „Planet of the Humans“ von Produzent Michael Moore schnell an. Er ist bis 21. Mai kostenlos auf Youtube abrufbar. Der Film schildert den sinnlosen Aufbau von Energieerzeugungslandschaften und kann damit als Visualisierung dessen, was Rolf Peter Sieferle in seinem Rückblick auf die Natur vorweggenommen hat, betrachtet werden.

Nun zur Langfassung: Das Umweltbundesamt legte vor einigen Monaten eine brisante Studie vor. Jedes Jahr würde allein durch die Rotorblätter alter Windkraftanlagen bis zu 70.000 Tonnen Sondermüll entstehen. Berücksichtigt man alle Verbundwerkstoffe sowie den gesamten verbauten Stahl, das Kupfer, Aluminium, den Beton und anfallenden Elektroschrott, sind wir hingegen schon bei einigen Millionen Tonnen an prognostizierter, jährlicher Abfallmenge.

Brisant daran: Der Windkraft-Branche fehlt das Geld, um einen fachgerechten Rückbau und das Recycling überhaupt finanzieren zu können. Die Betreiber müssen bisher keine insolvenzsicheren Rücklagen für die Entsorgung bilden, obwohl nur dann gewährleistet wäre, daß der Steuerzahler verschont bleibt.

Wer nun glaubt, dies sei ein mickriges Detail der Energiewende, an das die Politik eben versehentlich nicht gedacht hat, findet im Dokumentarfilm „Planet of the Humans“ eine schonungslose und erschreckende Abrechnung mit den Pionieren der grünen Wirtschaft. Der Film von Jeff Gibbs und Michael Moore belegt, daß der Windkraftschrott keine Ausnahme ist. Vielmehr überwiegen bei allen „erneuerbaren“ Energieträgern (Sonne, Biomasse, …) und vermeintlichen Innovationen (E-Auto, …) die Nachteile.

Da ist zum einen das Problem mit dem Flächenverbrauch der erneuerbaren Energien. Zum anderen hat sich Gibbs an dem notwendigen Einsatz fossiler Energie, um „erneuerbare“ Energie simulieren zu können, festgebissen. In herrlichen Szenen führt er dabei „Klimaaktivisten“ vor, denen diese Fakten völlig neu sind. Letztendlich geht es ihm aber um die „Übernahme der grünen Bewegung durch Kapitalisten“. Davor zu warnen, ist die eigentliche Intention des Films.

Statt sich kritisch mit den prinzipiellen Disharmonien der Industrialisierung zu beschäftigen, begeht er damit genau den Fehler, den Eric Voegelin bei Karl Marx ausmachte. Es mag zwar ein „falsches Bewußtsein“ der Gesellschaft geben. Es ist dennoch unrealistisch, auf eine rasche Änderung in den Herzen zu hoffen bzw. diese sogar erzwingen zu können.

Moore und Gibbs haben mit ihrem Film die „grünen Illusionen“ erfolgreich dekonstruiert. Energie wird niemals einfach so vom Himmel fallen. Ihre Umwandlung und ihr Einsatz werden immer heftige ökonomische und ökologische Kosten verursachen. Sie schlußfolgern daraus nun, daß beim Konsum angesetzt werden müsse und appellieren an die Bereitschaft zum Verzicht. Erfolgt dieser jedoch lediglich auf freiwilliger Basis, kommt nicht mehr als eine peinliche Doppelmoral heraus. Wird er hingegen angeordnet, hätten wir es mit einem Ökototalitarismus zu tun.

Beiläufig streift der Film zudem die Überbevölkerung. Aber auch hier stellt sich wieder die Frage, wie diese mit freiheitlichen Mitteln eingedämmt werden kann. „Planet of the Humans“ gibt darauf keine Antwort. Das wäre allerdings auch zu viel verlangt. Es ist schon viel dadurch gewonnen, daß erstmals von linker Seite massenkompatibel die Abgründe der „erneuerbaren Energien“ eingeräumt wurden. Freuen wir uns einfach einen Augenblick darüber. Danach können wir uns immer noch den Kopf zerbrechen, wie denn nun das ökologische Dilemma der Moderne aufgelöst werden kann oder ob das unmöglich ist.

(Bild: Michael Foucault, von:  von: Inge Knoff, flickr, CC BY-NC 2.0)


Planet of the Humans von Michael Moore.

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Rolf Peter Sieferle. Rückblick auf die Natur.

Gebundene Ausgabe, 292 Seiten.

Rolf Peter Sieferles „Rückblick auf die Natur“ erschien zuerst 1997, in einer Phase, als das Umweltthema eine konjunkturelle Delle bekam. Der Untergang des Ostblocks und die Wiedervereinigung Deutschlands setzten andere Notwendigkeiten auf die Tagesordnung der 1990er Jahre. Gerade in dieser Situation schien es Sieferle ratsam, an die Grundlagen zu erinnern, auf denen unser wirtschaftliches Anspruchsdenken beruht: die Natur und ihre Veränderung durch den Menschen.

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