Reuedeutsche Einsicht: Ernst Nolte ist schuld an der AfD

Vom 26. Juli 2016.

(Von unserem Korrespondenten in der Hauptstadt des Historikerstreits) Der notorisch linientreue Journalist Richard Herzinger hat jüngst den 30. Jahrestags des Überfalls auf Po … Ausbruchs des Historikerstreit am 6. Juni 1986 (»Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückrelativiert«) in der Welt aufgegriffen. Das unbequeme Jubiläum war ihm Anlass, dem Historiker Ernst Nolte und seinem damals in der F.A.Z. erschienenen Aufsatz »Die Vergangenheit, die nicht vergehen will« eine gehörige Mitschuld am Aufstieg der AfD in die Schuhe zu schieben. Warum auch nicht, Nolte ist ja nicht Erdogan. Damit ist die skandalöse genealogische Lücke zwischen dem Menschheits-verbrecher und Frauke Petry endlich geschlossen.

Holocaustrelativierer wie Nolte sind für Herzinger strafwürdige Selbstbewusstseins-aufstocker, die die Monstrosität des deutschen Menschheitsverbrechens immer noch nicht zu würdigen wissen. Auf die man gar nicht oft genug mit dem nackten Finger zeigen kann, um sich selbst von ähnlich klebrigen Verdächtigungen freizuhalten. Dass die »Einzigartigkeit des Holocaust« in Wahrheit nichts weiter ist als eine deutschnationale Zivilreligion mit umgekehrtem Vorzeichen (freilich von unerschöpflichem Nährwert fürs globale Gutmenschentum), dürfte auch Richard Herzinger inzwischen mitbekommen haben. Vermutlich muss er gerade deshalb umso eifriger das sträflich vernachlässigte Nolte-Bashing wieder aufnehmen (»Ein Volk hilft sich selbst«, sagte man schon in den dreißiger Jahren). Immerhin gewährt uns Herzinger einen Kurzbesuch auf dem wankenden Boden seiner Argumentation. Einerseits konstatiert er: »Die Vorstellung, die deutsche Lesart von Nationalsozialismus und Holocaust sei auch die universell gültige, erweist sich als voreilig.« Interessant. Hätten wir jetzt gern mehr drüber erfahren. Schon der übernächste Satz lautet aber ganz anders und zwar trotzig: »Die Erkenntnis, dass der Holocaust ein singuläres Menschheitsverbrechen war, an der Revisionisten aller Couleur zu gerne rütteln möchten, bleibt davon indes unberührt.« Wir Deutschen wissen eben immer noch am besten, was der Menschheit am besten tut und am meisten schadet. Da redet uns niemand rein, zumal kein Deutscher und erst recht keiner von der AfD.

Wenn Sie nun wissen wollen, was Nolte wirklich denkt, zum Beispiel zum Problem islamistischen Terrors, lesen Sie einfach seine Bücher. Noltes geschichtsphilosophische Einblicke in das kriegerische Problem der Gegenwart sind im Gegensatz zu denen unserer Journaille – einzigartig.


Ernst Nolte: Die dritte radikale Widerstandsbewegung: Der Islamismus

Seit seinen geschichtswissenschaftlichen Anfängen in den frühen sechziger Jahren hat sich Ernst Nolte stets für das Verwirrende der Geschichte und für die jeweils »andere Seite« der großen ideologisch-politischen Bewegungen interessiert. So auch in diesem Werk, in dem er – auf eine zunächst sehr überraschende Weise – den Islamismus, der im Westen fast durchweg als »Widerstandsbewegung gegen die Moderne« gekennzeichnet wird, neben den Nationalsozialismus Hitlers und neben den Bolschewismus Lenins stellt.

Ernst Nolte: Italienische Schriften

Die Zukunft der geistigen Gestalt Europas im Zeitalter des »Liberismus« werden von Ernst Nolte ebenso behandelt wie die wandelbaren Formen der »Historischen Existentialien«. Hinzu kommen Aufsätze, die Aspekte seines letzten großen Buches über den Islamismus (2009) vertiefen. Den Abschluss bildet die »Intellektuelle Autobiographie«, in der Nolte erstmals in geschlossener Form seinen Lebensweg schildert. 

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