Gedichte gegen Überdüngung

Vom 10. Februar 2017.

Gedichte gegen Überdüngung, Sonette gegen Spaltenböden, Schwärmer zu Pflugscharen. Mit Lyrik in der Art neuer Bauernregeln wollte man im Bundesministerium für Umwelt und etc. unter der Grünen Barbara Hendricks auf die Naturzerstörung durch die hiesige Landwirtschaft hinweisen:

Sieht man sich die propagandistischen Häkeldeckchen, die im Internet und auf Plakatwänden verbreitet wurden, an, muß man allerdings davon ausgehen, daß sie auf dem Mist einer verstädterten Werbeagentur gewachsen sind. Adressaten waren wohl auch weniger amusische Bauerntölpel, sondern Kreuzköllner Ökomarkt-Gänger, die nachmittags Chai-Latte trinken.

Wie dem auch sei; wenn man auch auf die güllesprengenden Bauern gar nicht gezielt hatte, sondern einfach nur ein vorzeitiges Wahlkämpfchen treiben wollte, fühlten sich ebenjene dennoch getroffen. Und heulten mächtig auf. Die Bauern zeihten das Bundesministerium der fake news und mobilisiertendie ruralen Reste der CDU plus Siebenschläfer aus den einschlägigen Landwirtschaftsverbänden. Das ganze entwickelte sich in der Art eines mittelalterlichen Sängerwettstreits – heute: Battle – und selbst die Agrarier flogen hinauf zu elysischen Höhen:

Als Ministerin sind Sie damit untragbar für unser Land
das ist hoffentlich nun auch der Kanzlerin bekannt.
Sollten Sie auch nur über einen Funken Anstand verfügen
stoppen Sie sofort die weitere Verbreitung dieser Lügen. (verfaßt vom südpfälzischen Bauernpräsidenten Eberhard Hartelt)

Vielleicht dank solcherart bukolischen Raps obsiegten die Bauern; trotz eigentlich unstrittiger Inhalte mußte Frau Hendricks um Entschuldigung bitten. Das Publikum wird jedenfalls seinen Spaß gehabt haben.

Mehr dazu hierhier und vor allem hier:


J.A. Schlipf: Handbuch der Landwirtschaft

Dieser Band stellt zwei Ausgaben dieses berühmten, weitverbreiteten und in mehr als dreißig Auflagen erschienenen Werkes nebeneinander: die von 1898 und die von 1958. Faszinierend die Fülle der Kulturpflanzen und Tierrassen, deren Eigenarten, Ansprüche und Besonderheiten vorgestellt werden. Und ebenso faszinierend: das konsequente Denken und Handeln in physischen Kreisläufen, in denen nichts verderben durfte (oder gar entsorgt werden mußte), sondern alles wieder neuer Fruchtbarkeit diente.

John Storey, Martha Storey: Die tätige Landlust

Nüchtern betrachtet genießen heutige Stadtmenschen hinsichtlich ihrer elementaren Lebensbedürfnisse den gleichen Komfort wie Patienten auf der Intensivstation. Beide werden von brummenden technischen Apparaturen über vielerlei Kanäle mit den lebensnotwendigen Stoffen, Wässern und Nährsalzen rundumversorgt. Die Kanäle des Stadtbewohners sind als Pipelines, Gas- und Stromleitungen, Just-in-time- und Tiefkühlketten freilich weltumspannend, kreuzen explosive Weltregionen, schlängeln sich durch gewitterschwüle Großmachtinteressensphären, und die Ergiebigkeit der Quellen, aus denen sie sich speisen, ist über Zweifel keineswegs erhaben.

Han Haase: Ratgeber für den praktischen Landwirt

Hans Haases „Ratgeber“ war bis in die frühen 60er Jahre das wichtigste, fast in jedem bäuerlichen Haushalt präsente Lehrbuch der Landwirtschaft. Es war von einem Praktiker verfaßt (und nicht von agrarischen Akademikern): Ein halbes Jahrhundert hatte Haase als Lehrling, Betriebsleiter, Verwalter und selbständiger Bauer Erfahrungen in den unterschiedlichsten Betrieben und auf den unterschiedlichsten Böden gesammelt und sein wachsendes Wissen – begünstigt durch eine seltene praktisch-literarische Doppelbegabung – stets schreibend verwertet und zur Verfügung gestellt.

Friedrich Boas: Zeigerpflanzen

Zeiger- oder Indikatorpflanzen der Wildflora sind von größter praktischer Bedeutung für die landwirtschaftliche und gärtnerische Arbeit. Sie charakterisieren ihren Standort nahezu unfehlbar und geben Auskunft über den Reaktionszustand des Bodens, seine Struktur, besonders den Feinbodenanteil und den Garezustand, den Nährstoffgehalt, die Wasser- und Wärmeführung, die Entwicklungsmöglichkeiten des Bodens und seine Eignung für bestimmte Fruchtarten und Bewirtschaftungsformen.

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