Redaktioneller Beitrag vom 17. September 2020.
Daß weder sagen und tun noch sagen und meinen das Gleiche sind, läßt sich dieser Jahre gut am inflationären Gebrauch von Begriffen wie „Toleranz“ und „Respekt“ erkennen. Beide sind zu bloßen Nelken im Knopfloch geworden, die der imperativen Zier zuliebe getragen werden. Daß gerade der Respekt nichts ist, was jedermann gratis und per se zusteht, sondern ein Zeichen individueller Wertschätzung, die auf erbrachten Leistungen beruht, wird dabei unterschlagen, wobei der Begriff entkernt und trivialisiert wird.
Wenn wir aber heute aufgrund einer Nachricht, die uns wie ein unverhoffter Blitz ereilt, unwillkürlich Respekt! ausrufen, dann, weil uns eine unbekannte junge Dame allen Anlaß dazu gibt. Sie, ein Oberstleutnant bei der Bundeswehr, weigert sich nämlich, qua oktroyierter Dienstgrad-Genderisierung zu einer „Leutnantin“ zu werden und spricht zudem für eine erquicklich große Anzahl von Kameraden, die ihrerseits keine „Bootsfrauen“ oder „Feldwebelinnen“ werden wollen.
Der Witz dabei: die Damen berufen sich auf Gleichberechtigung, die sie allerdings so verstehen, daß ihr Dienstgrad NICHT nach Geschlechtern unterschieden werden solle, da in der Truppe Männlein wie Weiblein die gleichen Rechte und Pflichten hätten und ihre Einigkeit, ihre Kameradschaft sowie ihr Stolz auf die Uniform (!) nur dann gewährleistet seien, wenn das generische Maskulinum sie alle überwölbe.
Echten, also nicht nur dahergesagten Respekt zollen wir „wiebkeherzchen“ (so nennt sie sich, was soll man tun) und ihren Kameraden nicht nur für den Schneid, das unmoralische, weil die Truppenmoral beschädigende Angebot des Bundesverteidigungsministeriums abzuweisen, sondern auch für ihre kluge Argumentation, die den Gleichberechtigungs-Junkies in der Bundesregierung wunderbar den Wind aus den Segeln nimmt.
„Wow. Sofort heiraten!“ rief ein Freund am Caféhaustisch aus, als er die Nachricht las, was ich wiederum ein wenig übertrieben fand. Die ältere Dame am Nebentisch dagegen schmunzelte und sagte „nee, lassen Sie ihn doch“ – vielleicht hat sie recht! Eine „Meritokratie“, wie sie heute überhaupt denkbar ist, kann nur auf Einzelleistungen beruhen, etwa auf dem Widerstand stolzer Frauen unter Druck, und wer weiß, welchen Lohn sich dieser noch alles zuziehen mag.