im Gespräch mit Leon Wilhelm Plöcks vom 8. Dezember 2021.
Warum wehren sich die Deutschen nicht, wenn jemand die Migrationswaffe auf sie richtet? Warum ringen sie nicht um eine angemessene Würdigung der Leistungen ihrer Vorfahren? Und warum sind sie stets nur dann ganz weit vorn, wenn von ihnen sprachliche Verrenkungen zur Selbstverleugnung eingefordert werden? Leon Wilhelm Plöcks meint: All das habe damit zu tun, wie schwer den meisten Deutschen der Satz „Wir sind ein Volk“ über die Lippen geht. Woher diese Neigung, die im Extremfall sogar die aktive „Volksverletzung“ befürwortet, kommt und was zur Heilung unternommen werden könnte, deutet er in diesem Gespräch an.
Manuscriptum: Sehr geehrter Herr Plöcks, seit Anfang 2020 hat sich in Deutschland eine „Null-Risiko-Mentalität“ etabliert, die mit der Utopie spielt, Krankheiten ließen sich abschaffen. Dadurch hat es die „Volksgesundheit“ in der politischen Prioritätenliste unangefochten auf Platz eins gespült. Warum sprechen Sie trotzdem in Ihrem neuen Buch von „Volksverletzung“? Ist es nicht eher so, daß im postheroischen Zeitalter Kämpfe und daraus resultierende Verletzungen generell vermieden werden?
Leon Wilhelm Plöcks: Ihre Frage ist ebenso interessant wie vielschichtig, Herr Menzel. Am besten scheint mir, sie in mehreren Schritten zu beantworten. Beginnen wir mit der Volksverletzung. Die Deutschen sind ein verletztes Volk, weil man ihnen nach dem Zweiten Weltkrieg eine positiv bejahende Haltung zum eigenen Volk, Vaterland und Kulturerbe wie einen Dämon ausgetrieben hat. Das wiederum konnte nur durch psychomanipulative Erzeugung und Instrumentalisierung von Schuld-, Scham- und Minderwertigkeitsgefühlen gelingen.
Wir haben es also mit einem psychischen Virus zu tun, dessen Ursprung ebensowenig ein natürlicher ist wie der von SARS-CoV-2, denn bei letzterem dürfte es sich wohl um ein Hybridvirus handeln, das in einem Labor im chinesischen Wuhan künstlich erzeugt wurde. Ein Virus entspricht dem Archetyp eines subversiven Eindringlings. Es dringt zunächst unbemerkt in den Wirtsorganismus ein und veranlaßt diesen, die fremde DNA für seine eigene zu halten und zu reproduzieren. Auch das trifft auf beide Viren – das Coronavirus und das psychische Virus, mit dem die Deutschen infiziert wurden – zu. Beide funktionieren wie Programme, die Eigenes in Fremdes verwandeln, sich dabei aber so gut tarnen, daß die befallenen Wirte das Fremde für das Eigene halten.
Das „Anti-Volks-Virus“ ist für meine Begriffe allerdings gefährlicher als SARS-CoV-2: Es hat ganze Arbeit geleistet und das deutsche Volk an den Rand des scheinbar freiwilligen Volkstodes geführt. Immunität und Heilung sind hier wie dort nur durch ein intaktes und kraftvolles Immunsystem und nicht allein oder vorwiegend durch irgendeine Impfung zu erreichen. Ein Immunsystem ist dann stark, wenn es zuverlässig zwischen Eigenem und Nicht-Eigenem zu unterscheiden und Eindringlinge abzuwehren vermag. Ein gesundes Volk ist also ein Volk, das auf sich selbst beharrt, sich gegen seine Widersacher verteidigt und nicht zuläßt, von fremden manipulativen Programmen gesteuert und kontrolliert zu werden. Da wir davon weit entfernt sind, ist es sehr wohl eine Zeit für Helden und heroische Schlachten, auch wenn diese heute anders ausgetragen werden als in der Vergangenheit.
Sie kritisieren in Ihrem Buch das Idealbild des „makellosen Selbst“, das Globalisten anstreben, um nationale Eigenheiten zu tilgen. Das „gesunde Volk“ ist aber doch ebenso pure Romantik und erscheint in Ihrer Darstellung recht makellos. Gerade den Deutschen wird ein Hang zur Tiefe, der sie an den Abgrund führt, nachgesagt. Wo kommen in Ihrem Denken diese abgründigen Wesenszüge der Deutschen vor?
Es ist in der Tat nicht gerade typisch deutsch, stets nur an der Oberfläche zu kratzen. Und ja, unsere Tiefe mag auch die Schattenseiten enthüllen, die wir Deutsche wie alle Menschen und Völker haben. Aber wollen Sie tauschen? Ich jedenfalls nicht und ich vermute, Sie ebensowenig. C.G. Jung hat zu Recht darauf hingewiesen, daß der Schatten nicht nur negativ, sondern auch Quelle der Lebenskraft und Kreativität ist. Alles hat eben seinen Preis und der Mensch ist nur in seiner Unvollkommenheit vollkommen.
Jung sagte auch, daß Menschen zu einer Art Theaterkulisse werden, wenn sie ihre Schattenseiten ausblenden. Davon kann man sich heutzutage leider häufig überzeugen, wenn man in westlichen Großstädten nicht nur bei uns unterwegs ist. Viele Menschen scheinen keine Tiefe mehr zu haben und eine Vorstellung ihrer selbst statt ihr authentisches Selbst zu leben. Daran in ziemlich großem Maße beteiligt ist die Ideologie der akademischen kulturellen Linken, auf die das von Ihnen erwähnte ‚makellose Selbst‘ verweist. Das Ziel ist dabei ein auf dem Reißbrett entworfener Mensch, der weder Aggression noch Tradition, Geschichte und irgendeine kollektive Zugehörigkeit beispielsweise zu einem Volk kennt. Wenn man nur ein wenig hinter die mit Floskeln wie „pluralistisch“ und „bunt“ geschmückte Fassade dieses Denkens schaut, tun sich in der Tat Abgründe auf, um den von Ihnen verwendeten Begriff aufzugreifen.
Dann kommen nämlich anthropologisch unhaltbare Reinheitsvorstellungen und eine Sitteneugenik zum Vorschein, die allen Menschen vorschreiben will, was sie zu denken, zu sagen und zu fühlen haben, und die daher totalitär ist. Das Volk dagegen ist weder makellos noch makelhaft, es ist, was es ist. Es ist also weder Ideal noch das Gegenteil davon. Übrigens, wenn Sie meinen Volksbegriff romantisch nennen, so habe ich durchaus nichts dagegen. Aber nicht im Sinne einer Verklärung, sondern um seine Verbindung mit den Denkern und Dichtern der Romantik und des deutschen Idealismus aufzuzeigen.
Wir gelangen immer wieder an diesen entscheidenden Punkt: Der „Zauber des Eigenen“ (Thor von Waldstein) ist natürlich eng mit dem intellektuellen und kriegerischen Befreiungskampf gegen Napoleon verbunden. Aber: Wie soll sich das wiederholen lassen? Sie sagen ja selbst, daß die „heroischen Schlachten“ von heute anders ausgetragen werden als in der Vergangenheit. Also: Was ist zu tun?
Eigentlich müssen wir das Unmögliche schaffen. Aber wenn nicht wir, wer dann? Oder überschätze ich die Deutschen, ihre noch erhaltene Substanz als Volk? Ich glaube, da gibt es jedenfalls noch ein riesiges ungenutztes Potential. Einerseits geht es natürlich um gewaltfreien, aber entschlossenen Widerstand. Das Volk muß sich von innen heraus in Bewegung setzen. In den letzten Jahren ist zwar einiges passiert, aber es fehlt irgendwie das Feuer. Es braucht eine klarere Richtung, eine Bündelung aller Kräfte jenseits von Lagerdenken, einen von Begeisterung für die Sache entfesselten Sturm.
Viele, sehr viele Menschen sind der pseudo-demokratischen Inszenierungen, der Medienpropaganda, des ausbeuterischen globalistischen Kapitalismus müde. Sie ahnen, daß etwas faul im Staate Deutschland ist, haben gestrichen die Nase voll. Doch die allermeisten von ihnen verharren immer noch in Passivität, beißen die Zähne zusammen und halten die Klappe. Das muß und kann sich ändern. Widerstand alleine reicht aber nicht. Es braucht eine wirkliche Alternative zum bestehenden, entdemokratisierten und volksfeindlichen System. Hierzu wiederum brauchen wir ein neues Denken, denn das alte hat uns ja erst an diesen Punkt gebracht.
Ich bin fest überzeugt davon, daß große Veränderungen immer im Geist beginnen. Und schließlich müssen wir endlich anfangen, unsere Toten im Zweiten Weltkrieg angemessen zu betrauern. Und wenn wir dann schon mal dabei sind, sollten wir gleich auch den Bruch der Generationen nach Kriegsende, der viele Familien spaltete, betrauern. Ohne Trauerarbeit und Traumabewältigung – da würden mir zumindest grundsätzlich wohl viele psychotherapeutische Kollegen zustimmen, auch wenn die meisten sicherlich links bis linksliberal gesonnen sind – keine Heilung, kein Neuanfang.
Warum haben wir Ihrer Meinung nach ein „entdemokratisiertes“ System? Die Möglichkeiten des Widerstandes, die Sie nennen, also: friedlicher Bürgerprotest, Wahl alternativer Parteien, „neues Denken“ sind ja keineswegs ausgeschlossen. Es scheint vielmehr an der nötigen Wucht der Gegenöffentlichkeit zu fehlen …
Die sozialen Medien werden wie in totalitären Systemen zensiert, die so genannten Leitmedien sind nurmehr volkspädagogische PR-Organe der Regierung und die Altparteien immer weniger zu unterscheidende Teile einer politischen Einheitskultur. Die größten Machtkonzentrationen liegen ohnehin bei übernationalen Kapital- und Machteliten. Informations- und psychopolitische Manipulation sind allgegenwärtig und die Bevölkerung wird von einer pseudolinken Gesinnungsdiktatur terrorisiert.
Wer nicht spurt, wird inzwischen wie ein Verbrecher verfolgt. Und jetzt geht eine „Große Transformation“ mit Hilfe einer Pandemie in ihre nächste Phase. Das alles wissen oder ahnen inzwischen immer mehr Menschen. Die dahinter liegenden Zusammenhänge allerdings sind deutlich komplexer, sie in Büchern und Artikeln umfassend zu enthüllen, ist daher eines meiner wichtigsten Anliegen. Aufdeckung, Kritik und Widerstand genügen aber nicht. Man muß auch ein Angebot machen, was man an die Stelle des gegenwärtigen totalitär entgleisenden Systems stellen will.
Es braucht eben eine echte, fundierte, in der Tiefe unseres Volkswesens begründete Alternative für unser Land, ein überzeugendes Angebot an die Menschen, das sie zu entzünden vermag. Und wir müssen uns vom Lagerdenken, kleinlichen Grabenkämpfen und Eitelkeiten zugunsten der größeren Sache verabschieden. Denn das konservative bis „rechte“ Spektrum ist viel zu zersplittert. Wir müssen sogar allzu starre Rechts-Links-Schemata in Frage stellen. Nehmen Sie beispielweise Sahra Wagenknecht – die Frau ist aus meiner Sicht eindeutig in der falschen Partei, sagt aber immer wieder sehr vernünftige Sachen. Meinem bei einem anderen Verlag unter dem Titel Die Allianz erschienenen Essay, größtenteils ein ausgegliedertes Kapitel von Volksverletzung, habe ich sogar ein Zitat von ihr vorangestellt. Bei Manuscriptum eine verlegerische Heimat gefunden zu haben, ist übrigens nicht zuletzt deshalb stimmig für mich, weil der Verlag den dringend benötigten lagerübergreifenden Brückenschlag vorexerziert.
Wie auch immer: Gelingt uns die Bündelung und Ausrichtung der Kräfte nicht, verlieren wir. Auf Parteiebene heißt das: Wenn die AfD wirklich eine Alternative für Deutschland sein will, muß sie erkennen, daß sie nur als Fundamentalopposition eine Daseinsberechtigung hat.
Herr Plöcks, vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Felix Menzel.
Leon Wilhelm Plöcks: Volksverletzung
Ein Volk fühlt den Schmerz, der ihm zugefügt wird, wie ein Mensch aus Fleisch und Blut. Und wie jeder Einzelne, so ist auch das Volk ein Wesen mit Erinnerungen, Gefühlen und Bedürfnissen. Es will leben, sich entfalten und dazulernen dürfen, möglichst frei von Zwängen oder Ängsten. Das Volk? Schon der Begriff wirkt heute obskur und ist vielen Deutschen fremd geworden. Die Staatsangehörigkeit als bloße Formalie? Die Nation nur noch geographische Verortung? Das „Volk“ – so informieren uns die Herrschenden – sind jetzt alle, die hier leben. Einer wahrhaft deutschen Leitkultur, die Identität und Zusammenhalt schaffen könnte, steht die allgegenwärtige Leidkultur historischer Schuld entgegen. Die Geschichte soll den Deutschen kein Quell der Kraft, sondern ein Joch sein, das es abzuwerfen gilt. Die Untergrabung kollektiven Selbst- und Nationalbewusstseins geschieht nicht zufällig. Mal offen, mal verdeckt geführt, soll der psychopolitische Krieg gegen Deutschland die Kräfte der Selbstbehauptung schwächen, die Loyalität zur Nation aufweichen und das Sinnangebot der deutschen Kultur verblassen lassen. Wer diesen Krieg führt, warum, mit welchen Mitteln und Methoden – und wie das Volk dem Angriff auf die eigene Seele und Substanz begegnen kann –, ist Inhalt dieses Buches, der ersten psychologisch fundierten Untersuchung der „deutschen Krankheit zum Tode“.
Es wird zum Flächenbrand. Das Volk braucht lange, zumal das deutsche, ehe es aufsteht. Unterschwellig schwelt bereits ein Feuer, nur will die Regierung es nicht begreifen. Sie ist bereits so abgehoben und dümmlich wie die „Meister“ der DDR- Regierung.