Freitag ist Familientag.

von Felix Menzel vom 27. September 2019.

Die Facebook-Gruppe „Fridays for Hubraum“ hat innerhalb weniger Tage fast 400.000 Mitglieder eingesammelt. Hauptsächlich posten sie Bilder ihrer aufgemotzten Karren. Manchmal haben die Autos sogar eigene Namen. Beliebt ist z.B. „Greta-Mobil“. Andere bezeichnen ihren fahrbaren Untersatz auch als „kleine Umweltverschönerer“ und meinen, ein Spritverbrauch unter 15 Litern sei sowieso „wirtschaftsschädigend“.

Zum Vorschein kommt hier der typisch westliche Freiheitsbegriff, der sich auf das Postulat „Ich darf alles“ beschränkt. Diesem Individualismus geht es nicht um die „Entfaltung des individuell Besonderen“ (Frank Böckelmann), sondern um eine Unendlichkeit der Konsum- und Vergnügungsmöglichkeiten. Getunte Autos dienen dabei als Statussymbol und Surrogat eigentlich verlorener Männlichkeit.

Trotzdem war es natürlich überfällig, daß sich eine Gegenbewegung zur Klimajugend konstituiert. Denn das, was die CO2-Hysterischen fordern und was Merkel nun halbherzig umsetzt, spaltet unsere Gesellschaft immer weiter. Wenn Heizen und Autofahren teurer werden, trifft dies fast ausschließlich die Mittel- und Unterschicht im ländlichen Raum, da moderne Wohnungen und gut ausgebauter ÖPNV hauptsächlich in den Großstädten zu finden sind.

Die aus Frankreich bekannten Gelben Westen waren ein passendes Protestsymbol für den Kampf dagegen. Der Hubraum ist es vermutlich nicht. Statt über Äußerlichkeiten zu diskutieren, sollten wir jedoch zusehen, die Virulenz der Umweltfrage sinnvoll zu nutzen und sie mit konservativen Standpunkten zu verknüpfen.

Dazu ein aktuelles Beispiel: Nach dem Willen der Bundesregierung sollen Anfang 2020 Plastiktüten im Einzelhandel verboten werden. Kritisiert wird dieses Vorhaben, wenn überhaupt, von links, weil es nicht weitreichend genug sei. So wünschen sich etwa die Grünen noch eine zusätzliche Abgabe auf Coffee-to-go-Becher. In der Öffentlichkeit erscheinen sie damit leider als besonders konsequent, obwohl sie ebenfalls nur an Symptomen herumdoktern.

Denn am besten ließe sich der Verpackungsmüll verringern, würde es wieder mehr Familien mit mehr Kindern geben. Große Haushalte verursachen weniger Abfall pro Person als Single-Haushalte, die noch dazu die Nachfrage nach mickrigen Plastik-Joghurtbechern ankurbeln. In Nachdenken für Deutschlandhat Jost Bauch aus solchen Alltagsbeobachtungen einen soziologischen Befund abgeleitet, der maximale Beachtung verdient:

„Das Problem linker Ökologie-Diskurse ist, dass sie diese Einhegungsfunktion und ‚heimliche‘ Sozialisation der Menschen durch Institutionen nicht erkennen (können). Ja, sie haben hohen Anteil an der Zerstörung solcher Institutionen wie der Familie. Sie müssen dann mit hyper-nervösem Aktivismus ökologische Probleme bekämpfen, die bei Beibehaltung institutioneller Außenstützen des menschlichen Verhaltens gar nicht in dieser Form oder Stärke aufgetreten wären. Konservative Ökologie setzt vornehmlich auf den Ausbau nachhaltiger Institutionen, die die losgetretene Machseligkeit des Menschen einhegen und begrenzen.“

Eine gewitzte Antwort auf die ewigmorgige „Fridays for Future“-Bewegung, deren schlimmste Vertreter sogar den Verzicht auf Kinder zugunsten des Klimas predigen, hieße deshalb: Freitag ist Familientag. Nicht mit der Bevormundung des Nachbarn à la Niko Paech läßt sich die Welt retten. Vielmehr beginnt sie mit einer guten Erziehung der eigenen Kinder. Was das bedeutet, schildert Bauer Willi sehr anschaulich in seinem Beitrag „Saturday was Badetag“, den man gelesen haben muß, da er wunderbar die Überheblichkeit der linken Jugend gegenüber den alten, weißen Männern entlarvt.

Ausgehend von diesem Berufen auf den gesunden Menschenverstand und der in unserer Kultur gespeicherten Lebenserfahrung kristallisiert sich ein Gegenentwurf sowohl zur Öko-Planwirtschaft als auch zum hedonistischen „Anything goes“ heraus. Man könnte dieses Modell als eine konservative Postwachstumsgesellschaft charakterisieren, deren Anliegen es ist, „Schönheitsliebe und Heimatliebe“ (Roger Scruton) zu verbinden.

Wie das praktisch umgesetzt werden kann, wäre die Aufgabe des Familienfreitags. An diesem Tag dürfte niemand in aller Früh hektisch auf Arbeit fahren. Es wäre gemeinsames Kochen angesagt, Musizieren und Sport statt stupider Hausaufgaben sowie der Versuch, den Selbstversorgungsgrad zumindest einmal in der Woche durch geeignete Maßnahmen wie Garten- und Reparaturarbeiten deutlich zu erhöhen.

Niemand darf sich dabei aber selbst täuschen: Diese Entschleunigung bringt kein Schlaraffenland hervor. Sie ist gleichermaßen anstrengend und hätte unter anderem zur Folge, daß es deutlich weniger Rente gibt und viele Menschen somit zu lebenslanger Arbeit gezwungen wären. Im fortgeschrittenen Alter wären das dann freilich nicht mehr unbedingt Bürotätigkeiten oder körperlich hartes Handwerk. Sehr wohl allerdings hätten wir die Verpflichtung, an der Erziehung unserer Enkel intensiv mitzuwirken.

(Bild: Pixabay)


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