von Bernhard Lassahn vom 28. November 2018.
Man sagt es locker so dahin und spricht leichtfertig, ohne es wirklich so zu meinen, von einem „letzten Schrei“, wenn man eine Modeerscheinung meint. Hier könnte es buchstäblich der letzte Schrei sein: der Aufschrei der Omas gegen Rechts.
Die Huffington Post erklärt, was es damit auf sich hat: OMAS GEGEN RECHTS ist eine „zivilgesellschaftliche überparteiliche Initiative“, die sich vor einem Jahr auf Facebook gegründet hat und sich „in den politischen Diskurs einmischen will“. Wie? „Mit augenfälliger Symbolik erheben ältere Frauen, sogenannte Omas, ihre Stimme zu den gefährlichen Problemen und Fragestellungen der heutigen Zeit.“
Ich erinnere mich: ‚Frauen kommen langsam, aber gewaltig‘, hieß es vor vielen Jahren – es muss noch in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gewesen sein – in einem der Frauenlieder von Ina Deter. Die Omas haben sich Zeit genommen. Etwa ein Jahr nach ihrer Gründung sind etwa 60 Omas im Rahmen der Vienna Art Week im Museumsquartier in Wien mit „Katzenmusik und Keppelchor“ durch die Geschäfte und Lokale gezogen und haben Rabatz gemacht, was angeblich besonders bei asiatischen Touristinnen gut angekommen ist, aber auch recht anstrengend gewesen sein muss. „Offenbar durch den Radau geschwächt, wurde zur Stärkung bei Kaffee und Kuchen innegehalten“, heißt es weiter in der Huffington Post
Da wird auch erklärt, was die Omas zu ihrem Aufschrei bewegt hat, was sie umtreibt – und seit wann sie getrieben sind. Seit wann? „Seit in Österreich die linken Parteien an Kraft verlieren und die amtierende Regierung versucht, gegen die illegale Migration vorzugehen“.
Gegen so ein Vorgehen seitens der Regierung wollen nun die Omas ihrerseits vorgehen. Mit eigenen Mitteln. Ihre Mützen und ihre Lieder sind selbst gestrickt, wie in diesem Video hervorgehoben wird. In einem Song besingen sie sich als „die Wölfe dieser Zeit“, da heißt es – wenn man es so betont, wie es das Metrum vorgibt: „Omas, Omas / uns braucht das ganze Land / Wir kämpfen für die Kinder / und machen wieder Stand“.
Sie haben auch eine „Philosophie“, wie der Standard bemerkt. Und bemerkenswerte Parolen. Unter dem Motto „Wir lassen uns die Zukunft unserer Kinder nicht kaputtmachen“ kämpfen sie für die Zukunft ihrer Enkel, die sie (was verwunderlich ist) offenbar dadurch gefährdet sehen, dass die Regierung gegen illegale Migration vorgeht.
Sie denken voraus. Sie denken sogar weit in die Zukunft. Das merkt man an dem (ebenfalls verwunderlichen) Motto für den ersten Tag ihrer Aktion, es lautete: „Widerstand im Paradies“.
Noch sind wir nicht da. Aber falls wir jemals da hingelangen (Mark Twain wollte nicht ins Paradies, wenn man da nicht rauchen darf), dann wissen wir nun, was auf uns zukommen wird. Unsere Ruhe werden wir auch da nicht haben.