Wir sind schon mittendrin

von James Howard Kunstler.

Als ich vor fast zwanzig Jahren „Der lange Notstand“ (Living in the Long Emergency) schrieb, hätte ich nicht gedacht, daß unsere Regierung so hart daran arbeiten würde, die Situation noch zu verschlimmern, nachdem sie erst einmal in Gang gekommen ist. Meine damalige Vermutung war lediglich, daß die Regierung immer aufgeblähter, ineffektiver und schwächer wird und daß sie die Kräfte, die zusammenwirken, um unsere hochentwickelten technisch-industriellen Gesellschaften zu untergraben, nicht versteht. Was ich mir nicht vorstellen konnte, war, daß sich die Regierung darüber hinaus so ostentativ blöd anstellen würde.

Hier und da hat man offenbar erkannt, daß unheilvolle Veränderungen bevorstehen. Sonst gäbe es nicht so viel Gerede über erneuerbare Energien, „nachhaltiges Wachstum“, Ökologie usw. Aber dieses Gerede spricht eher für Wunschdenken, und zwar aus mindestens zwei Gründen: 1. Die Gesetze der Physik werden größtenteils ignoriert, obwohl es sich bei so vielen Menschen, die an Unternehmungen wie Wind- und Solarenergie beteiligt sind, um Wissenschafts- und Technologieexperten handelt; 2. nimmt man dummerweise an, daß das tägliche Leben so bleiben werde wie bisher – mit anderen Worten, daß wir die Vorstädte, die Riesenstädte, Disney World, die Shopping Malls, das US-Militär und das Autobahnsystem auch weiterhin betreiben könnten, nur eben mit anderen Mitteln als Öl und Gas.

Jetzt erfahren wir auf die harte Tour, wie sehr sich das tägliche Leben verändert, ja verändern muß, und wie chaotisch dieser Prozeß in jeder Hinsicht abläuft – von den erzwungenen persönlichen Anpassungen bis hin zu unserer spirituellen Haltung dazu. Wie bei vielen Vorgängen in der Geschichte drückt sich diese Unordnung auf merkwürdige, ja scherzhafte Weise aus, als ob Gott ein Witzbold wäre. Wer hätte gedacht, daß unsere Politik so gestört sein kann? Daß es Streit um den Unterricht von Oralsex in der fünften Klasse gibt? Daß die CDC [eine Behörde des US-Gesundheitsministeriums zur Kontrolle und Prävention von Krankheiten] weiterhin Impfstoffe propagiert, die offensichtlich nicht wirken (und daß so viele Menschen sie sich trotzdem verabreichen lassen)? Daß Diebstahl unter einem Warenwert von tausend Dollar nicht strafrechtlich verfolgt wird? Daß Unruhen mit Brandstiftung und Plünderungen „überwiegend friedlich“ verlaufen? Daß wir 50 Milliarden Dollar um die halbe Welt schicken, um die Grenzen eines anderen Landes zu verteidigen, während wir die Verteidigung unserer eigenen Grenzen aufgeben? Daß finanziell angeschlagene Amerikaner ihr schwindendes Geld für … Tätowierungen ausgeben?

Man beachte, daß diese merkwürdigen Entwicklungen überhaupt nichts mit notwendigen Umstellungen unseres Lebensstils zu tun haben. Die kollektive Psychologie ist bizarr, und natürlich ist ein Großteil dieser Dinge auf Massenpsychose zurückzuführen. Ganze Gruppen von Menschen, die unter Zwang stehen, die unter Einsamkeit, Orientierungslosigkeit, Hilflosigkeit und Angst leiden, verfallen in ein koordiniertes Denken und Handeln, sobald sie nur einen menschlichen oder sachlichen Vorwand für ihre unguten Gefühle finden. 

Donald Trump war ein solcher Vorwand. Er hat das halbe Land in einen Rausch versetzt, der darauf abzielte, ihn zu vernichten. Es gelang tatsächlich, ihn von der Bildfläche verschwinden zu lassen – mit Hilfe eines Wahlbetrugs, den viele Machthaber (lokale Beamte oder Richter) für durchaus legitim hielten. Dieser Erfolg hat ihre Psychose verstärkt. Leider fehlte ihnen ein ebenso lohnendes Nachfolgeprojekt, das ihre Energien hätte binden können. Also machten sie eines der Mittel zur Beseitigung von Trump, Covid-19, zum Gegenstand all ihrer Sorgen und Ängste und erklärten die mRNA-Impfungen zu ihrem neuen Heilsbringer.

Leider ist das Impfprojekt gründlich schiefgegangen. Millionen von Menschen sehen einer Zukunft mit geschädigtem Immunsystem entgegen. Das Entsetzen ist zu groß, um es zu begreifen, vor allem für die Regierung, die das Problem erst verursacht hat und unmöglich zugeben kann, daß es existiert, ohne ihre Legitimität zu zerstören … Deshalb macht sie auf dumme und abscheuliche Weise mit dem Impfprogramm weiter. Schon jetzt ist die allgemeine Sterblichkeitsrate erheblich angestiegen, und mit der Zeit wird die Erkenntnis, woran das liegt, ein kritisches Maß erreichen.

Die Ursache wird zu offensichtlich sein, um sie länger zu ignorieren. Aber zu diesem Zeitpunkt (bald dürfte es soweit sein) ist die Wirtschaft wahrscheinlich schon so ruiniert, das amerikanische Volk so verwirrt und unsere Lage so verzweifelt, daß die Regierung zu einem äußerst dummen Akt des nationalen Selbstmords wie dem Auslösen eines Atomkriegs greifen wird. Die Regierung unter „Joe Biden“ scheint zu einer solchen Maßnahme durchaus bereit zu sein. Damit kommen wir zum spirituellen Teil der Geschichte: Gerade diejenigen, die es nicht gewohnt sind, mit sogenannten höheren Mächten zu verkehren, sollten es vielleicht mit Beten versuchen.

In letzter Zeit wird die westliche Zivilisation von einer neuen Geisteskrankheit heimgesucht, und zwar gerade deshalb, weil dieselbe westliche Zivilisation, welche die techno-industriellen Gesellschaften hervorgebracht hat, nun auch als erste den alarmierenden Niedergang dieses Systems erlebt. Ich spreche vom Weltwirtschaftsforum (unter einem gewissen Klaus Schwab) und seinem erklärten Ziel „Build Back Better“, das auf der stillschweigenden Prämisse beruht, daß das derzeitige System eher früher als später in den Orkus geschickt werden müsse, und zwar mit Vorsatz. Alle westlichen Regierungen scheinen sich in dieser Frage einig zu sein.

Aber so, wie Herr Schwab und seine Anhänger es sich erhofft haben, wird es nicht kommen, und zwar aus mindestens zwei Gründen: Erstens ist Gott, wie bereits erwähnt, ein Schelm und spielt der Menschheit gern überraschende Bälle zu. Zweitens ist das „Bessere“, das Herr Schwab erwartet, ein ultra-technisch-industrielles, „transhumanes“ System, das wahrscheinlich nicht zustande kommen wird, wenn die Unterstützung durch das ältere technisch-industrielle System nicht mehr zur Verfügung steht. So wie es derzeit konzipiert ist, hängt BBB von elektrischer Energie ab, und sie ist eines der wichtigsten Teilsysteme unseres Systems, das schon jetzt aus dem Gleichgewicht zu geraten droht. Sie verstehen sicher, was ich meine; kommen wir also zur Sache.

Vor etwa einem Jahr hatte ich meine französische Staffelei an einer nahen Landstraße aufgestellt und war gerade dabei, ein Motiv zu malen, als ein Pferdewagen mit vier bärtigen Männern in strenger schwarz-weißer Kleidung vorbeikam. Sie waren offenbar etwas überrascht von dem seltsamen Anblick, den ich beim Malen eines Bildes bot, und hielten an, um sich mit mir zu unterhalten. Sie gehörten zu den Amischen und waren vor kurzem aus Pennsylvania, wo es für ihr fruchtbares Volk kein weiteres Ackerland mehr gab, in meine Gegend gezogen. Keine halbe Stunde später kam ein zweiter Pferdewagen vorbei. Ich gebe zu, daß mich dieser Vorfall in Erregung versetzte – nicht nur wegen des Geruchs der Pferde und des gemächlichen Rhythmus‘, in dem sie dahintrotteten. Da ich in letzter Zeit eine Reihe von Romanen über das Leben in einer Stadt nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch geschrieben habe, die meiner eigenen Stadt ähnelt (die Reihe World Made by Hand), genoß ich das seltsame Vergnügen, für einen Augenblick in eine Szene versetzt zu werden, die ich mir selbst ausgedacht hatte – die Vorgeschichte zu meinen eigenen Büchern.

Inzwischen kommen sehr viele Amische in diese Gegend. Wie ich höre, gehen sie mit einem Bündel Bargeld zu den heruntergekommenen oder stillgelegten Höfen und machen einfach mal ein Angebot. Offensichtlich funktioniert diese Methode. Das hat mich auf eine Geschäftsidee gebracht: eine Schule für amische Fertigkeiten zu gründen, ein paar Hektar Land mit einer Scheune zu kaufen und ein paar amische Männer einzustellen, die uns Nicht-Amischen Dinge beibringen, die in den kommenden Jahren wichtig sein werden, z.B. wie man Pferde vor einen Wagen oder ein Maultier vor einen Pflug spannt. (Die Amischen verdienen gern ein wenig Geld, wenn sie können.) Das jedenfalls ist meine Idee von sinnvollen „Reformen“(„to build back better“). Ich weiß ja nicht, wie Sie das sehen.

Wir danken James Howard Kunstler für die Genehmigung zur Veröffentlichung der deutschen Übersetzung. Hier geht es zum Originalbeitrag.

Michael Beleites: Der Gärtnerhof. Selbstversorgung – ein Weg ins Freie

Den Weg ins Freie finden wir, wenn wir uns an dem Gedanken der Subsistenz orientieren. Wenn Familien und Dörfer ihre Abhängigkeit von Fremdversorgung verringern, finden auch Regionen und Nationen zu ihrer Versorgungssouveränität. Das wohl ausgereifteste und tragfähigste Modell individueller Subsistenzwirtschaft ist das Gärtnerhof-Konzept. Es wurde in den beiden Nachkriegszeiten des 20. Jahrhunderts von dem Gartenarchitekten Max Karl Schwarz entwickelt. Seine Grundidee besteht in einer sozial und ökologisch stimmigen Kombination aus Gärtnerei und Kleinbauernhof auf einer Fläche von zwei bis fünf Hektar. „Der Gärtnerhof ist ein Kleinbetrieb, der in intensivster und vielseitigster Wirtschaftsweise Gemüse- und Obstbau betreibt, Groß- und Kleinvieh hält, die volle Selbstversorgung der auf ihm Arbeitenden sichert und nachhaltig große Marktleistungen erzielt.“ (Max Karl Schwarz)
In diesem Buch werden die Schlüsseltexte zum Gärtnerhof-Konzept erneut publiziert, um sie all jenen an die Hand zu geben, die auch heute ein bodengebundenes Leben anstreben: Ein kreatives und krisenfestes Leben, das ebenso gemeinwohlorientiert wie selbstbestimmt ist; das die Spaltungen von Arbeitsort und Wohnort, von Familie und Beruf überwindet. Der Gärtnerhof ist ein begehbares Praxisfeld für eine Kulturwende, die ein Weniger an Energie- und Ressourcenverbrauch mit einem Mehr an Lebensqualität zu verknüpfen weiß.

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