Frank Sämmer: Die großen und die kleinen Anpasser

von Frank Sämmer vom 26. Februar 2021.
Bild: Ankunft der Optimierer von Frank Sämmer, 2005

Der postmoderne und postfaktische Künstler der BRD, den ich im Zeitraum der jüngeren Geschichte mit meinem eigenen biografischen Hintergrund erlebt habe, war immer und von Anfang an ein Meister obrigkeitlicher Konformität.
Von begnadeter spätgeburtlicher Tugendhaftigkeit, ging ihm der Verrat seiner persönlichen Innerlichkeit und kindgöttlichen Freiheiten leicht von der Hand.
Ohne kulturelle Wertigkeiten und Maßstäbe fristet er bis heute ein inszeniertes Leben, haltlos, ohne Heimat, immer in der Angst, dass ihn seine Staatsfolge und die wohlfeilen Konformitätsbeteuerungen nicht ausreichend legitimieren könnten.

Wenn er noch eine eigene, innere Stimme aus den Müllbergen seiner gesellschaftlichen Verwertbarkeit vernimmt, kann er sie nur für einen peinlichen Irrtum halten.
Er hat kaum mehr als die verblasene Seele eines herzlosen Musterknaben und selbstgerechten Wendehalses.
Von klein an Staatsschüler, dann Staatsakademiker, Staatslehrer, Lieferant und Profiteur des staatskapitalistischen Kunstbetriebs – ist er von Beruf Raumausstatter der Macht der politischen Eliten und ihrer Staatsparteien.
Seine künstlerischen Produkte sind in aller Regel nicht Ausdruck eigener anschaulicher Erkenntnisse oder ihrer metaphysischen Hintergründe, sondern nach der staatskünstlerischen Ideologie der BRD, Einsicht verhindernde, politisch korrekte und nullkünstlerische Obsoleszenzwaren ohne Gestalt und Bedeutung.
Als vom gelebten Leben entfremdete Abstraktionen sind sie Fraktale der Beliebigkeit, Flecken abgestürzter Sinnhaftigkeit, lediglich geometrische Formen und Formlosigkeit in bunter Mischung, vorgetäuschter Kitsch.
Wenn ihm aber doch mal ein Gegenstand unbedacht und unzensiert zufliegt, und damit eine Erinnerung an sinnvolles, tatsächliches Sein, muss er schnell im Atelier des Dilettantismus auf den Kopf gestellt oder anderswie verunklärt und zertrümmert werden.
So ist die Anrede „Künstler“ mittlerweile zu einem Unwort verkommen.
Freiheit in Wort und Bild kann er sich einfach nicht mehr leisten. Er will auch dahinter keinen tieferen Sinn ausmachen – solange er sich nur auf der Seite der demokratisierten „Vielen,“ massendemokratischen Mitläufer weiß.

Trotz alledem muss der famose Kulturdödel jetzt erleben, wie er im Rahmen der Coronadiktatur in die Ablage der gesellschaftlich Verzichtbaren gerät.
Aber warum soll er klagen? Mitgehangen, mitgefangen, geraten der korrekte Staatskünstler und seine obrigkeitliche Nullkunst in die Konkursmasse eines abgewirtschafteten Systems.  Sein banaler Formalismus ist plötzlich von gestern und er weiß es wohl. Darum schweigt er lieber still und legt die Ohren an.  

Lautes Gejammer erschallt dagegen aus den Reihen der sogenannten „Kreativen“, denen jetzt ihr ohnehin kleines Budget am Rande des Existenzminimums genommen wird.
Eine Schicht kleinkünstlerischer Selbstverwirklicher, selbstbeauftragter Ich-Aktionäre ohne Kulturauftrag und ausreichende Bildung. Sie sind eine Erscheinung der späten BRD zur Verschönerung der Arbeitslosenstatistik und zur allgemeinen gesellschaftlichen Befriedung.
Der „Kreative“ ist meist Noteinsteiger, minderorigineller Brezelkünstler ohne Hang zur Könnerschaft. Hierarchien sind ihm fremd, er ist Begabungsdemokrat, Kitschier tragbarer Nettigkeiten. Er bewegt sich zwischen den Attrappen allgemeiner kultureller Entfremdung, im Niemandsland dekonstruierter Wertigkeiten klassischen Geistes und beliebiger Kunstbegriffe.

Als notorischer Hedonist, Unentschlossener, Verwirrter und Spätaufsteher gehört er zu den unvermeidlichen Opfern des materialisierten und turbokapitalisierten Fortschritts und ist zugleich eine seiner Ausdrucksformen.
In der Krise ordnet ihn die Obrigkeit in die Freizeitsparte ein. So gesehen ist er kulturell tatsächlich verzichtbar.
Es tut mir herzlich leid, aber das Wehgeschrei des Schwindelmeiers ist mir nur eine klitzekleine Träne wert.


„Graf Peters Einzug in Neapel“ – Frank Sämmer

Original: 2014, Blattgold, Öl auf Leinwand, 100 x 140 cm

Druck: High End Museumscan vom Original, Farbanpassung an Original, Digital Fine Art-Inkjetdruck auf Hahnemühle matt Photo Rag® Ultrasmooth (305g/m²), Blattgröße 120 x 160 cm.

Inklusive Aluminium Rahmen von HALBE®, weiß matt, Plexiglas.

Alle gerahmten Bilder werden versandkostenfrei geliefert.

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